Wilhelm Scherer-Stiftung

Im November 1910 errichtete Richard M. Meyer im Gedenken an seinen im Sommer verstorbenen ältesten Sohn Fritz und seinen Lehrer Wilhelm Scherer (1841-1886) die gleichnamige Stiftung an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Ausgestattet mit einem Kapital von 100.000 Mark diente die Stiftung nach Meyers Willen zur Unterstützung und Auszeichnung von Arbeiten und Arbeitern auf dem Gebiet der deutschen Philologie. Das Gründungskapital von 60.000 Mark in Form einer 3 ½ % Preußischen Consols Anleihe überwies die Familienbank E. J. Meyer an die Universitätskasse, welche die Verwaltung der Stiftung übernahm. Die Auszahlung der Restsumme erfolgte nach Meyers Tod. 

Dem Kuratorium der Stiftung gehörten alle Professoren der Deutschen Philologie der Universität Berlin an, ein von den Privatdozenten des gleichen Fachs gewählter Vertreter, sowie die Mitglieder der deutschen Kommission bei der Akademie der Wissenschaften. Vorsitzender des Gremiums, das über die Vergabe von Fördermitteln in Form von Reisekosten- und Druckkostenzuschüssen entschied, war bis zu seinem Tod Erich Schmidt, ihm folgte 1913 Gustav Roethe.   

Mit Auszahlung der gesamten Stiftungssumme vergab die Stiftung nach dem Willen des Stifters alle drei Jahre den mit 2.000 Mark dotierten Scherer-Preis für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Deutschen Philologie. Die Bekanntgabe des Preisträgers erfolgte jeweils am 6. April, dem Geburtstag von Meyers Sohn Fritz. 

Scherer-Preis 1918

Nachdem aufgrund der Papierknappheit in Folge des Krieges viele Arbeiten nicht gedruckt werden konnten, verschob das Kuratorium die Preisvergabe um ein Jahr. 

Scherer-Preis 1919

Auf der Kuratoriumssitzung  vom 17. März 1919 wurde die Preisverleihung erneut um ein Jahr verschoben. Auf der Vorschlagsliste stand auch Friedrich Gundolfs Goethe-Buch, die mit 50.000 verkauften Exemplaren erfolgreichste Publikation des George-Kreises. 

Scherer-Preis 1920

Am 13. März 1920 vergab das Kuratorium den ersten Scherer-Preis an Friedrich Neumann (1889-1978) für seine Dissertation über die Geschichte des neuhochdeutschen Reimes von Opitz bis Wieland. 

Scherer-Preis 1923

Über die letzte Preisvergabe entschied das Kuratorium am 28. März 1923. Der Preis wurde zwischen Karl Vietor (1892-1951) und Herbert Cysarz (1896-1985) geteilt. Die Preissumme hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch symbolischen Charakter. 

Scherer-Preis 1926

Die Inflation im Jahre 1923 hatte die Wertpapieranlagen der Stiftung wertlos gemacht. Roethe sprach sich 1926 gegen eine rein symbolische Vergabe des Scherer-Preises aus. 

Drei Jahre später wurde die vermögenslose Wilhelm Scherer-Stiftung mit anderen Stiftungen in der Vereinigten Studien-Stiftung der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin zusammengeführt.